Das Meer der toten Schiffe

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Obwohl auf keiner Landkarte verzeichnet, erstreckt sich entlang der westafrikanischen Küste ein gigantischer Schiffsfriedhof. Diesen zu erkunden, machte sich der Wiener Kulturanthropologe Alexander Urosevic an Bord eines Frachtschiffes auf die Reise von Hamburg in den Golf von Guinea. Seine Reportage zeigt uns das harte Leben der Matrosen, den bunten Alltag an Land voller wahnwitzig-skurriler Szenen und lenkt unversehens den Blick auf die Un- gleichheiten dieser Welt: ein poetisches Meisterwerk teilnehmender Beobachtung.

Die Schilderungen der Löschvörgänge im Hafen und der Landgänge in mehreren afrika- nischen Metropolen vermitteln einen ersten Eindruck des pulsierenden Lebens in diesen Städten – europäische Kolonialgeschichte und afrikanische Schöpfungsmythen inbegriffen. Zunehmend entdeckt der Autor jedoch die Kehrseite solcher Fahrten, bei denen es klar wird, dass Europa regelmäßig Schrott aller Art in Afrika ablädt und sich daraus auch noch ein Geschäft machen lässt. Das Meer der toten Schiffe gerät so zum Sinnbild eines ungleichen Handels.

Spätestens hier wird das Buch brandaktuell, denn plötzlich versteht der Leser die vielen Gründe der Migration nach Europa, wo man zwar das billige Öl will, nicht aber die Menschen, deren Lebensraum durch die radikale Förderung zerstört wurde. Ähnlich verhält es sich auch mit der rücksichtslosen Hochseefischerei: „Nicht der arbeitslos gewordene Fischer ist schuld an seiner Migration, sondern der westliche Fischkonsum.“ Letztlich hat aber auch der Leser das Gefühl, „auf dieser Reise mit einzigartigen Eindrücken reichlich belohnt worden zu sein“, gelingt es dem Autor doch gleichermaßen die raue Schönheit der maritimen Welt einzufangen.

Alexander Urosevic
Das Meer der toten Schiffe
Eine Reportage
Hardcover, 256 Seiten, 15 Abb. Format: 16,5 x 23,5 cm
ISBN: 978-3-902494-79-5 Preis: € 25,-/SFR 43,-

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